Werden Verschwörungstheorien oder Desinformation als solche erkannt, ist der wichtigste Schritt getan. Aber was nun? In diesem Beitrag erfährst du, was du tun kannst, wenn es dich persönlich betrifft. Bist du auf Desinformation oder Verschwörungstheorien im Netz gestoßen? Hier findest du hilfreiche Tipps zum Umgang im Netz.
Wie du richtig mit Verschwörungstheorien und Desinformation auf persönlicher Ebene umgehst, um dich selbst und auch andere zu schützen, hängt unter anderem vom Inhalt, deiner eigenen Rolle und der konkreten Situation ab.
Sich selbst informieren Desinformation und Verschwörungstheorien sind vielschichtig und manipulativ. Insbesondere Verschwörungstheorien haben zudem nicht selten extremistische Bezüge. Deshalb ist es wichtig, sich zu diesen Themen umfassend aus seriösen Quellen zu informieren.
Wie du mit Anhängern und Sympathisanten von Verschwörungstheorien und Desinformation am besten umgehst, hängt davon ab, mit wem du es zu tun hast und in welcher Rolle oder Situation du dich befindest: Bist du ein Familienangehöriger, Bekannter oder guter Freund? Steht dir ein überzeugter Anhänger gegenüber oder jemand, der gerade erst mit einer Verschwörungstheorie in Kontakt gekommen ist? Diese Faktoren haben Einfluss darauf, wie man sich solchen Personen gegenüber verhält.
Wichtig ist, auch mit Anhängern und Sympathisanten von Verschwörungstheorien und Desinformation neutral und freundlich umzugehen und sie nicht bloßzustellen. Auch weil man mit Spott und Belehrungen meist nur trotzige Abwehrreaktionen hervorruft im Sinne von „Jetzt erst recht!“.
Menschen, die ernsthaft an eine Verschwörungstheorie glauben oder an Desinformation stur festhalten, sind nur schwer vom Gegenteil zu überzeugen. Es besteht sogar die Gefahr, dass jemand, der die Verschwörungstheorie hinterfragt, als Teil der angeblichen Verschwörung gesehen wird – ob als naiver Mitläufer oder als aktiver Unterstützer. Deshalb ist es wichtig, mit überzeugten Anhängern anders umzugehen [Sprungmarke: Hinterfragen] als mit Sympathisanten [Sprungmarke: Widerlegen].
Ein Widerlegen der falschen oder irreführenden Informationen durch Fakten oder wissenschaftliche Erkenntnisse hilft bei überzeugten Anhängern meist nicht weiter. Besser ist es, das Gegenüber zum Nachdenken anzuregen, also einen Reflexionsprozess anzustoßen mit Fragen wie:
„Warum glaubst du das? Wer sind „die Verschwörer“ genau? Glaubst du, dieser „geheime Plan“ ist realistisch? Warum vertraust du dieser Informationsquelle mehr als einer anderen?“
Denn Verschwörungstheorien und Desinformation enthalten zahlreiche innere Widersprüche. Gezielte Fragestellungen können dabei helfen, diese Widersprüche in den aufgestellten Behauptungen und vermeintlichen Beweisen zu erkennen und nochmals zu überdenken. Dennoch ist es gerade bei Verschwörungstheorien unwahrscheinlich, dass die Person sich komplett von ihnen abwendet: Den eigenen Glauben zu reflektieren und sich selbst zu korrigieren, ist ein schwieriger und langandauernder Prozess, der individuell ganz unterschiedlich abläuft.
Wenn jemand nur oberflächlich Kontakt mit Verschwörungstheorien und gezielt verbreiteten Falschinformationen hatte, aber noch nicht ernsthaft daran glaubt, kann es helfen, die Theorie bzw. Desinformation zu widerlegen:
Tatsächliche Fakten nutzen, um zu zeigen, dass eine Verschwörungstheorie oder Desinformation falsch ist, und die korrekten Informationen mitteilen.
Irreführende Argumentationstechniken aufzeigen, innere Widersprüche benennen und fehlerhafte Beweisführungen entlarven.
Die mangelhafte Qualität, Verlässlichkeit und Transparenz der Informationsquellen aufdecken.
In schwierigen Lebenssituationen suchen Menschen oft nach Halt, Sinn und einfachen Erklärungen für komplizierte, kaum durchschaubare Sachverhalte und Zusammenhänge. Und die bieten ihnen vermeintlich Verschwörungstheorien und Desinformation. Außerdem wird der Selbstwert erhöht, wenn man glaubt, Wissen zu besitzen, das nur ausgewählten Menschen zur Verfügung steht. Die Gemeinschaft und das Zusammentreffen mit Gleichgesinnten – sei es auch „nur“ in sozialen Netzwerken – fördern das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Deshalb ist es gut, im Gespräch herauszufinden, ob dem Verschwörungsglauben möglicherweise ganz andere Schwierigkeiten und Probleme zugrunde liegen, und dann zu überlegen, welche Lösungen oder welche Unterstützung dafür infrage kommen.
Ein empathischer Umgang und die Bereitschaft, jemanden zu unterstützen, sind grundsätzlich zu begrüßen. Sie sollten aber nicht dazu führen, dass menschenverachtende oder demokratiefeindliche Aussagen hingenommen werden. Klare Grenzen sind wichtig! Das gilt insbesondere bei extremistischen Inhalten oder dem Verdacht auf Straftaten. Die Verbreitung von Verleumdungen oder Bedrohungen ist kein Kavaliersdelikt. Verschwörungstheorien mit antisemitischen Elementen können z. B. den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllen. Bei einem entsprechenden Verdacht kann jeder Anzeige persönlich oder schriftlich bei den Strafverfolgungsbehörden stellen. Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen dann im konkreten Einzelfall, ob ein bestimmtes Verhalten, eine bestimmte Aussage etc. tatsächlich strafrechtlich relevant ist oder nicht.
Wer mit Verschwörungstheorien oder Desinformation konfrontiert ist, die extremistische Züge aufweisen, kann jederzeit Informationen und Beratungen bei der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE) einholen – vertraulich und kostenfrei. Bei der BIGE bieten speziell ausgebildete Mitarbeiter auch „Hilfe zur Selbsthilfe“, wenn jemand durch Verschwörungstheorien in eine extremistische Szene geraten ist.